Freitag, 16. Dezember 1988
Der Plan, den Norden zu erkunden
Heute steht ein spannender Tag bevor, um den Norden von Boracay zu erkunden! Ich habe vor den Yapak Beach zu besuchen, der für seine wunderschönen und schneeweißen Puka-Muscheln bekannt sein soll, aus denen sich wegen eines natürlich ein der Muschel vorkommenden Lochs (Puka = hawaiianisch „Loch“) sehr leicht Halsketten, Armbändern und Fußkettchen herstellen lassen.
Danach will ich weiter zu den Bat Caves an der Nord-Ost-Küste. Dort soll es – so zumindest die Gerüchte – Fledermäuse geben mit einer Flügelspannweite von über einem Meter. Obwohl ich skeptisch bin, ob das wirklich sein kann (ich denke nur an die Heißen Quellen von St. Lourdes, die sich letztlich als nichts weiter als ein warmes Rinnsal entpuppten), ist alleine die Vorstellung davon beeindruckend. Egal, ob die Fledermäuse nun tatsächlich so groß sind oder nicht – allein die Chance, dass es wahr sein könnte, ist so unglaublich, dass ich es einfach mal ausprobieren muss.
Yapak-Beach
Nach dem Frühstück geht es gegen dreiviertel zehn los. Nach etwa einer Stunde, es ist inzwischen elf durch, erreiche ich die Yapak Beach, einen etwa einen Kilometer langen, traumhaften Strand mit weißem Sand und etlichen Palmen. Vor dir breitet sich das türkisfarbene Meer aus, und wenn du dich umdrehst, ragen 60 bis 70 Meter hohe, dichtbewachsene Hügel empor. Das könnte alles so toll sein, aber was nützt diese Kulisse, wenn man nicht fotografieren kann? Die AL-1, die ich vor drei Tagen in Manila gekauft habe, löst einfach nicht mehr aus. Der Grund dafür ist ein ganz banaler und – zugegebenermaßen – auch kindisch blöder: Die Batterien sind leer! Während meine AE-1 PX28-Lithium-Batterien benötigt und die Top-Shot 1,5V-AA-Batterien (beides habe ich natürlich dabei), verlangt die AL-1 die kleineren AAA-Batterien. Die habe ich natürlich nicht! Wenigstens funktioniert die Top-Shot, aber ehrlich gesagt bringt’s die einfach nicht, weswegen ich sie als ambitionierter Hobby-Fotograf auch abwertend „Kodak-Klick“ nenne.
Bat-Caves
Wenn man von der Yapak Beach etwa 500 Meter hoch läuft, geht links ein Weg weg Richtung Ilig Iligan. Auf dem Weg dorthin soll es irgendwo Fledermaus-Höhlen geben, steht im „Jens Peters“. Die will ich suchen.
Bereits nach knapp zehn Minuten werde ich fündig. Von Felsen umgeben geht die Höhle sehr steil nach unten, ein regelrechtes Loch. Alles ist feucht und rutschig, sodass es meiner Meinung nach viel zu gefährlich ist, da in Sandalen und ungesichert noch näher heranzutreten.
Aber auch von hier oben ist die Höhle schon mächtig beeindruckend. Man hört allerlei Geräusche, aber eine Fledermaus, geschweige denn einen großen Flughund, sieht man nicht. Das ist in gewisser Weise schon enttäuschend.
Ich will grad zurückgehen nach Yapak, als ein riesiger Schwarm Flattertiere von Westen kommend über mich hinwegzieht. Der Schwarm sieht so aus, wie unsere Staren-Schwärme im Spätsommer oder frühen Herbst, allerdings sind diese Tiere hier viel, viel größer und im Flug wesentlich taumeliger. So was habe ich noch nie gesehen. Das mit der „Kodak-Klick“ zu fotografieren, kann man vergessen, aber wenigstens hab ich’s gesehen und werde es wohl nie mehr vergessen. (Nachtrag: Im Ferienresort erfahr ich dann, dass das sicher „Bulan-bulan“ oder in Englisch „Golden-capped Fruit Bat“ waren).
Zurück zum White Beach
So, genug gesehen. Wenn ich jetzt südlich bzw. südwestlich gehe, also in Richtung Sonne (sofern man sie im Wald sieht), dann müsste ich nach drei Kilometern (oder spätestens 1½ Stunden) am White Beach sein.
Als ich aus dem Wald herauskomme, komm’ ich zwar auch an einen Strand, aber nicht an den „White Beach“, sondern an einen von Felsen übersäten Mini-Mini-Strand. Wenn man ungestört allein sein will (oder zu zweit allein), ist der Strand sicher okay, aber so …? Ich hab mich schlicht und ergreifend verlaufen! „This is Balinghai Beach. „White Beach“ is about one kilometer southern . But you can’t go there along the coast. You have to go over the hill and through the forest. If you meet someone, ask for „Diniwid Sundance Resort“ or „The Boracay Terrasses“.
Dann geh ich eben den ganzen Weg wieder zurück. Erst mal rund einen Kilometer, bis ich dann durch einen Ort komme, wo man, würde man geradeaus laufen, was nicht geht, auf die Kirche Iglesia Ni Cristo stoßen würde.
Davor muss man dann rechts gehen! Einen anderen Weg gibt es gar nicht. Nach zwei Kilometern (oder 35 Minuten) kommt man schließlich zu „Willy’s Rock“, einen markanten Felsen am „White Beach“. „White Beach“, woanders wollte ich gar nicht hin. Geschafft! Dennoch, ich habe mich mal wieder übernommen. Bei der nächstbesten Bar, es ist „Jonah’s Snack Bar“, kauf ich mir eine Kleinigkeit zu essen: Schweinefleisch mit Zwiebeln und Karotten in einer „schlonzigen“ hellen Soße. Dazu eine Cola, die so richtig zischt.
Neue Freunde
Zurück im Resort schreibe ich Ansichtskarten an alle möglichen Freunde. Die werden alle vor Neid platzen, wenn sie diesen Strand sehen. Jetzt ist die Welt für mich wieder in Ordnung. Abends geh ich dann wieder ins „Lorenzo South“. Dort war’s gestern Abend richtig klasse. Hier lern’ ich dann Rosalore und Lothar kennen. Die beiden sind schon etwas älter und kommen aus Wuppertal in der Nähe von Düsseldorf. Gemeinsam kosten wir den von mir gestern Abend hier kreierten „Añecho-sentimiento“. Der schmeckt auch den Nordrhein-Westfalen. Anschließend gehen wir neben dem „Jolly Sailor“ zu einem Italiener – den Namen habe ich leider vergessen – und essen Spaghetti. Dabei erzähl ich den Beiden von meinem Ausflug heute zur Yapak-Beach, den Bat-Caves und zur Balinghai-Beach. Die Wuppertaler sind ganz Ohr. So bleibt es nicht aus, dass wir uns für morgen, 9:00 Uhr an der Post verabreden. Bei toller Stimmung klingt der Abend aus.
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